Aus demselben Anlass, der Arbeitsteilung, aus dem die Wirtschaft entstand, entstand auch das Finanzsystem, weil die in der Arbeitsteilung erzeugten Waren wiederum an die Konsumenten verteilt werden mussten. Dabei wurde zunächst getauscht, d.h. jeder der selber eine bestimmte Ware erzeugte. z.b. Schafe als Schafzüchter, konnte vielleicht ein Schaf gegen Kleidung eintauschen, beim Schneider. Weil aber nicht jeder selbst Ware erzeugte, sondern vielleicht Dienstleistungen anbot, oder aber keinen Bedarf hatte zum Zeitpunkt des Handels, wurde ein neutrales Medium benötigt, das einerseits getauscht werden konnte, aber andererseits nicht verbraucht wurde. Dieses Medium war das Geld.
Der Staat stand und steht für die Stabilität und Sicherheit des Geldes gerade, in dem Sinne, dass er es erstellt und seinen Wert sichert.
Das Geld konnte nun gehortet werden, wenn, durch welche Bedingungen auch immer, jemand dauerhaft einen Überfluss an Einnahmen gegenüber seinem Bedarf hatte.
Dieser Reichtum schaffte die Grundlage für die Finanzwirtschaft, d.h. den Handel mit Geld. Besonders die Staaten selbst, ob Königreich, Hansestadt oder demokratischer Staat, hatten und haben immer wieder hohen Bedarf an Geld, besonders um Kriege zu führen. Auf der anderen Seite waren es reiche Handelskontore, welche über große Mittel verfügten, die sie als Kredit zur Verfügung stellen konnten.
Das ist die Situation, in der die Wirtschaft vermittels der Kreditvergabe an Staaten die Machtverhältnisse umkehrte. Gleichzeitig boten die Kontore die Möglichkeit, über ihre Bücher Geldsummen auch über Landesgrenzen zwischen Handelspartnern auszutauschen.
Diese Wechsel waren im Prinzip nicht mehr an einzelne Währungen gebunden und damit auch der staatlichen Kontrolle entzogen. Aus der Verwaltung dieser Kredite und Überweisungen entstand das Finanzwesen, als Dienstleistungsbereich der Wirtschaft und des Staates. Der Motor der weiteren Entwicklung ist der Wunsch der Wirtschaft nach immer einfacheren Möglichkeiten des Geldtransfers bis hin zum heutigen elektronischen Geldverkehr mit Versicherungen gegen Währungsschwankungen.
Parallel entwickelte sich ein neuer Wirtschaftszweig, der von Finanzprodukten, mit deren Hilfe sich Geld vermehren ließ, ohne echte Waren, Dienstleistungen oder andere Werte zu erzeugen. Auslöser hierfür sind einerseits die Bedarfe nach langfristiger Werterhaltung von Rücklagen, die jedem Bürger wichtig sind, wie Renten und andere Versicherungen, aber noch stärker die Existenz riesiger Vermögen in privater Hand, deren reine Existenz unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit nicht nachvollziehbar sind. Die Anlage dieser Vermögen sucht nach immer größeren Gewinnmöglichkeiten und erzeugt dadurch den Markt für immer undurchsichtigere Finanzprodukten.
Dieser Entwicklung muss die Politik entgegenwirken, da sie unübersehbare Risiken für den Staat selbst und seine Bürger mit sich bringt (siehe Finanzkrisen der letzten Jahre). Auch die Wirtschaft leidet letztlich darunter, da sich für die Finanzierung mittlerer und kleiner Unternehmen wegen der Risiken und scheinbar geringen Renditen keine Investoren mehr finden.