Die Biostrukturanalyse beschreibt, dass jeder Mensch ein individuelles Profil entwickelt, wie die drei Gehirne (Stammhirn / Limbisches System/ Cortex) sich über Neurotransmitter gegenseitig hemmen / verstärken und dadurch die konkrete Handlung entsteht. Das Ergebnis der Handlung wird emotional bewertet und damit in das persönliche „richtig/falsch“ – Modell eingearbeitet. Gleichzeitig bewertet unsere Vernunft unsere Handlung auch nach unserem moralischen Modell, welches wir aus unserer Erfahrung, aber auch aus den Standards der Gemeinschaften, in denen wir leben, zusammensetzen. Ebenso beurteilen wir die Handlungen der Menschen um uns herum ebenfalls auf Basis dieser Moral.
Für jeden Menschen ist die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft essentiell, da auf allen Ebenen der Instinkte die Gemeinschaft ihn schützt. Daraus erwachsen verschiedene Motivatoren, die unser Sozialverhalten bestimmen.
Herdentrieb
Als Teil einer Menge ist man vor Feinden von außen geschützt. Als Folge vermeidet jeder, sich in seinem Verhalten von seiner Gemeinschaft abzusetzen, besonders, wenn er unter Druck steht.
Hackordnung
Jeder muss in der Gemeinschaft seine Rolle / Stellung haben, um gemäß den gemeinschaftlichen Normen und Regeln an der Gemeinschaft und ihrer Unterstützung teilhaben zu können. Dazu versucht jeder, sich konform zu verhalten und bezüglich der Werte der Gemeinschaft besonders hervorzustechen oder wenigstens nicht abzufallen.
Selbstachtung
Die oberen beiden Motivatoren gelten für alle Tiere, speziell auch bei den Säugetieren. Da der Mensch durch das Selbstbewusstsein über die Vernunft auch in einer sozialen Beziehung zu sich selbst steht, kann er sein eigenes Verhalten beurteilen und daraus ableiten, wie die anderen Menschen ihn beurteilen könnten. Somit ist die Selbstachtung eng mit der Einschätzung unserer Stellung in der Gemeinschaft verbunden und damit wichtigste Basis für unser soziales Gleichgewicht.
Triebe
Neben diesen sozialen Motivatoren bleiben die Triebe des Cerebellus auch immer handlungsbestimmend. Aus dem Konflikt zwischen ihnen und den oben genannten sozialen Motiven erwachsen oft Dilemmas, die die Vernunft durch trickreiche Interpretationen zur Erhaltung der Selbstachtung löst.
In „Die Kunst kein Egoist zu sein“ berichtet Richard David Precht von der Tötung von Frauen, Kindern und älteren Männern im polnischen Dorf Jozefow im Juli 1942 durch das Reserve-Polizeibataillon 101. Obwohl der Major, nachdem er diesen schrecklichen Auftrag beschrieben hatte, allen älteren Polizisten anbot nicht mitzugehen, machte nur einer davon Gebrauch. Die Erklärung ist, dass sie Angst hatten, aus der Gruppe hervorzutreten und dadurch als Feigling , „Verräter“, nicht konform zu gelten. Da sie wissen wie furchtbar ihre Tat ist, ihre moralische Vernunft ist da korrekt, versuchen sie mit abstrusen scheinbar moralischen Argumenten, ihr Tun (auch vor sich selbst) zu relativieren. So war das Argument eines Täters, er habe die Kinder getötet, weil ihre Eltern ja auch Tod waren und sie somit niemanden mehr gehabt hätten, der sich um sie kümmert.
Daraus erklärt sich der häufige Widerspruch das Verbrecher ihrem Umfeld als moralische Menschen erscheinen, niemand hätte ihnen die Tat zugetraut. Aus dem selben Grund stimmt die Aussage aus einem Seminar für Mitarbeiterführung:
Niemand handelt unvernünftig (oder auch unmoralisch), man muss nur die Vernunft in seiner Handlung erkennen.
Die gute Nachricht: Der Mensch ist ein moralisches Wesen
Die Realität: Die Moral ist nicht die einzige Quelle seiner Handlungen